Die Deportierten


Die Deportierten von Tulle

Am nächsten Tag, dem 10. Juni 1944, wurden rund 500 Geiseln, die in den Werkstätten der Waffenfabrik übernachtet hatten, erneut der willkürlichen Sortierung durch den SS-Chef Kowatsch (P1), Stellvertreter des finsteren und perfiden Walter Schmald, ausgesetzt. (P2)

Etwa 200 von ihnen konnten wieder zu ihren Familien zurückkehren. 311 Geiseln hofften vergeblich auf Freilassung.

Die 311 Männer wurden in Lastwagen verfrachtet, die im Hof des MAT geparkt waren. Pro Lastwagen werden ca. 30 Menschen nach Limoges transportiert. Dort wurde nochmal eine endgültige Sortierung durchgeführt. Einige Geiseln wurden nach Deutschland in die unmenschlichen Massenvernichtungslager der Nazis deportiert.

Die endgültige Limoges-Auswahl fand am 11. und 12. Juni in der 21. Hunters-Kaserne statt. (P3) Die Freigelassenen kehrten am 12. Juni nach Tulle zurück. 149 Geiseln wurden über Poitiers sur Compiègne in das Transitzentrum für künftige Abgeschobene überstellt.

Am 2. Juli wurden diese Menschen – zusammen mit anderen Häftlingen – vier Tage lang in 24 Viehwaggons gepfercht. Als Nahrung stand lediglich ein Laib Brot und ein halb volles Fass mit Wasser zur Verfügung. Die Viehwaggons fahren in einem sogenannten „Todeskonvoi“ zum Konzentrationslager Dachau. Das Lager sollte am Ende des 5. Juli erreicht werden.

Was ist in diesen Waggons los? Jeder hatte seine Geschichte. Zu diesem Thema greifen wir die in „Le Drame de Tulle“ von Antoine Soulier erwähnten Bemerkungen über Herrn Bouzide, Schulleiter in Clermont l’Hérault, der Teil des Konvois war, auf:

Les sinistres wagons à bestiaux (P4)
Die düsteren Viehwaggons (P4)
06 Parcours du train de la mort P6
Strecke des Todeszuges (P6)
07 Les morts dans les wagons a Dachau P7
Die Toten in den Waggons in Dachau (P7)

2.521 Häftlinge verlassen das Lager Compiègne am 2. Juli um 8 Uhr morgens. Wir steigen jeweils zu 100 Personen in die Viehwaggons ein (P4). Die Waggons haben nur zwei kleine Öffnungen von 30 mal 70 Zentimetern, die fest ineinandergreifen.

Die Julihitze belastet uns; die Luft in den Waggons wird allmählich stickig und wir können nicht mehr atmen. Der Konvoi fährt um 9 Uhr los. Die Hitze erschlägt uns. Wir rempeln uns gegenseitig an, drängeln mit nacktem Oberkörper dem Gitter entgegen. Schweiß rinnt über unsere Körper, die Hitze ist unerträglich.

In Reims bleibt der Zug in einem Graben stehen. Insassen, die zuvor Ermüdungserscheinungen zeigten, zeigen Symptome von Erstickung und Hirnstauung. Wir bitten unsere Folterer um Wasser, das uns gnadenlos verweigert wird. Das alarmierte Rote Kreuz von Reims versuchte, uns zu versorgen. Die Helfer wurden aber brutal zurückgedrängt. Dann ereignen sich in jedem Waggon tragische und schreckliche Szenen.

Eine Art tobender Wahnsinn erfasst ungefähr ein Dutzend der Insassen. Wir bedrängen uns gegenseitig. Wir beleidigen uns gegenseitig. Wir streiten. Unzurechnungsfähigkeit erfasst die Geiseln. Ein Mann spaltet seinem Nachbarn mit einer Flasche den Schädel. Direkt neben mir sticht ein Abgeschobener seinem besten Freund die Augen aus. In einer anderen Ecke wirft sich ein Mann auf seinen Nachbarn, reißt ihm die Hoden ab und sticht ihm ein Messer in den Bauch. Danach schlägt er seinen Kopf gegen die Wagenwand.

Ich sehe, wie einer unserer Kameraden einen sterbenden Mann erwürgt … und ich erlebe Szenen, von denen jede tragischer und verstörender war, als die andere. Der Tod ist jetzt unsere einzige Vision von Terror. Die am meisten Betroffenen erliegen diesem Geschehen. In meinem Waggon liegen etwa fünfzehn tote Menschen. Wir rufen unsere Folterer um Hilfe. Sie kommen, schauen höhnisch auf die herumliegenden Körper. „Es gibt Tote“, sagen wir ihnen. Sie zucken mit den Schultern und antworten uns in gutem Französisch: „Sie sind ja von der Résistance! Widerstehen.“

Wir verlieren alle Hoffnung. In einigen kleinen Bahnhöfen bringen uns mutige französische Eisenbahner unter dem Risiko härtester Strafen ein paar Flaschen Wasser. Die Nacht bricht herein und der Regen fällt. Die Waggons kühlen etwas ab. Das wird viele von uns retten.

Endlich ist Revigny da. Der Zug hält auf freiem Feld. Die SS-Soldaten öffnen die Waggons und zwingen uns auszusteigen. Die Toten stapeln sie in einem Waggon, die Kranken in einem anderen. Wir fahren los, mit leerem Magen und trockener Kehle … Metz, Sarrebourg, Haguenau, Ulm, Augsburg, München, Dachau (20 km); Wir kommen am Mittwoch, den 5. Juli, gegen 17 Uhr an (P6).

Die verwesenden Leichen in den Waggons lösen eine Infektion aus. » (P7) „Bouzide“

Am nächsten Morgen beim Appell auf dem Hauptplatz, antworteten 984 Personen nicht auf den Appell. Darunter befanden sich 33 Tullisten, die bei dieser Überführung ums Leben kamen. Nun wurde das Leben in den Lagern Alltag und das Gemetzel wurde in aller Grausamkeit fortgesetzt. (P8)+(P9)+(P10)+(P11)+(P12) »

Zehn Monate später (Mai 1945) befreite die 7. amerikanische Armee von General Patton das Lager und fand eine apokalyptische Situation vor, die freien Ländern bisher verborgen blieb. (P13)+(P14)+(P15)

16 Retour captivite au Lutetia a Paris 16
Rückkehr in Gefangenschaft im Lutetia in Paris (P16)

Von den 2.521 Deportierten, die die Compiègne verließen, blieben nur 326 Überlebende übrig. Viele dieser Überlebenden wurden im Hôtel Lutétia in Paris zur Identifizierung und medizinischen Hilfe versammelt, um wieder zu Kräften zu kommen. Die Geschichten über ihre Leiden wurden von der Pariser Umwelt oft angezweifelt, da diese Reise durch die Hölle unvorstellbar war (P16).

Erinnern wir uns auch daran, dass unter diesen 2521 Deportierten, die die Compiègne verließen, 149 Tullisten waren. 101 sind nicht zurückkommen.

Nur 48 Gefangene kehrten nach Corrèze zurück und konnten ihre Familien wiedersehen.

Nachfolgend finden Sie eine Liste und Fotos der unschuldigen Opfer, die sich in unserem Besitz befinden.

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Liste der Deportierten, für die wir keine Fotos haben.

Wenn Sie ein Foto eines dieser Deportierten besitzen, bitten wir Sie, uns zu kontaktieren, damit wir es anzeigen können und so dieser Person unsere Ehre erweisen können. Vielen Dank.

  • 1-Allogne Clément Sylvain (34 ans), né le 26/04/1910. Décédé, pas de précision de date
  • 2- André Gilbert (18 Jahre alt), geboren am 31.03.1926, verstorben am 2. Juli 1944 – Todeszug.
  • 3- Barbazanges Pierre (38 Jahre alt), geboren am 10.04.1906, soll am 15. März 1945 in Dachau verstorben sein.
  • 5- Barret Jean Marie (24 Jahre alt), geboren am 24.04.1920. Keine Neuigkeiten seit Dachau im Juli 1944.
  • 6- Baudiffier Marcel (19 Jahre alt), geboren am 02.12.1925. Verstorben am 2. Juli 1944 – Todeszug.
  • 7- Bazaugour Léo (34 Jahre alt), geboren am 10.11.1910. Ermordet in Senlis am 14. Juni 1944 von einem Milizionär, der ihn angeblich aus dem Konvoi entfernt hatte.
  • 8- Bernardie Léonard-Antoine (31 Jahre alt), geboren am 18.05.1913. Verstorben am 28. November 1944 in Hersbrück.
  • 9- Bertrand René (31 Jahre alt), geboren am 22.09.1913. Keine Neuigkeiten seit seiner Abreise aus Tulle.
  • 10- Blommaers Albert (22 Jahre alt), geboren am 22.01.1922. Ohne Neuigkeiten seitdem.
  • 12- Bordes Noël (35 Jahre alt), geboren am 21.02.1909. Verstorben am 27. Dezember 1944 in Flossembourg.
  • 13- Borely Pierre (20 Jahre alt), geboren am 19.04.1924. Angeblich am 27. Dezember 1944 in Hersbrück verstorben.
  • 14- Bouillaguet Jean Jacques (28 Jahre alt), geboren am 16.06.1916. Keine Neuigkeiten seit Compiègne.
  • 15- Boulant Jules (36 Jahre alt), geboren am 02.03.1908. Ohne Neuigkeiten seit Dachau im Februar 1945.
  • 16- Bourgès Francis (20 Jahre alt), geboren am 29.12.1924. Keine Neuigkeiten seit der Abreise aus Tulle.
  • 17- Brice Raymond (35 Jahre alt), geboren am 12.03.1909. Soll im Mai 1945 in Dachau verstorben sein.
  • 18- Bruat Antoine (34 Jahre alt), geboren am 29.12.1910. Keine Neuigkeiten seit Dachau am 15. August 1944.
  • 19- Brunet Georges (33 Jahre alt), geboren am 07.01.1911. Verstorben in Dachau am 03.10.1944.
  • 24- Chaumeil Jean René (19 Jahre alt), geboren am 22.09.1925. Keine Neuigkeiten seit der Abreise aus Compiègne.
  • 27- Coissac Henri (39 Jahre alt), geboren am 14.04.1905. Verstorben in Hersbrück.
  • 28- Costes Jean Louis (32 Jahre alt), geboren am 19.03.1912. Verstorben im Todeszug.
  • 29- Coudert Lucien (22 Jahre alt), geboren am 27. April 1922. Verstorben in Hersbrück.
  • 30- Cramoix Léopold Louis (27 Jahre alt), geboren am 01.10.1917. Keine Neuigkeiten seit Vaihingen im Dezember 1944.
  • 31- Craste Joseph Marius (30 Jahre alt), geboren am 27.12.1914. Verstorben (ohne Angabe).
  • 32- Danthony François (36 Jahre alt), geboren am 18.07.1908. Verstorben am 02.07.1944 – Todeszug.
  • 33- Daubernard André (22 Jahre alt), geboren am 23.03.1922. Getötet in Poitiers am 13. Juni 1944.
  • 35- Demathieu (aus Egletons), getötet in Poitiers am 13.06.1944.
  • 36- Didelot Léon Henri (36 Jahre alt), geboren am 16.12.1908. Verstorben am 02.07.1944 – Todeszug.
  • 38- Dubreuil Georges (20 Jahre alt), geboren am 23.01.1924. Verstorben im Juni 1945 in Metz.
  • 39- Dufaure Léonard (32 Jahre alt), geboren im Januar 1912. Ohne Neuigkeiten seit der Abreise aus Compiègne.
  • 40- Dumas Jean Albert (20 Jahre alt), geboren am 24.12.1924. Soll in Hersbrück verstorben sein.
  • 41- Dupeyroux Simon Maurice (39 Jahre alt), geboren am 18.04.1905. Ohne Neuigkeiten seit Dachau, im Juli 1944.
  • 42- Eloy Henri René (28 Jahre alt), geboren am 01.06.1916. Verstorben am 02.07.1944 – Todeszug.
  • 43- Fargearel Daniel (42 Jahre alt), geboren am 05.04.1902. Verstorben am 02.07.1944 – Todeszug.
  • 44- Faugère Raymond Joseph (37 Jahre alt), geboren am 21.02.1907. Keine Neuigkeiten seitdem.
  • 46- Géraudie Pierre (34 Jahre alt), geboren am 16.05.1910. Verstorben am 09.12.1944 in Hersbrück.
  • 47- Goeres Marcel (46 Jahre alt), geboren am 23.12.1898. Soll im Todeszug verstorben sein.
  • 48- Jacques Jean (19 Jahre alt), geboren am 28.01.1925. Ohne Neuigkeiten seit Dachau.
  • 49- Jaffre Emmanuel (19 Jahre alt), geboren am 17.07.1925. Verstorben am 02.07.1944 – Todeszug.
  • 50- Lachaud Jean (18 Jahre alt), geboren am 09.02.1926. Verstorben in Neckargerach.
  • 51- Lagnoux Antoine (23 Jahre alt), geboren am 10.08.1921. Getötet in Poitiers am 13.06.1944.
  • 53- Laporte Léon (36 Jahre alt), geboren am 21.02.1908. Verstorben am 02.07.1944 – Todeszug.
  • 54- Larnaud Georges (19 Jahre alt), geboren am 07.10.1925. Keine Neuigkeiten seit Compiègne.
  • 56- Machemy Emile (24 Jahre alt), geboren am 10.08.1920. Verstorben in Allach am 14.05.1945.
  • 57- Malaquin René (24 Jahre alt), geboren am 02.05.1920. Verstorben am 05.04.1945 in Dachau.
  • 60- Menard Gaston (41 Jahre alt), geboren am 11.01.1903. Erschossen von einem Milizionär während des Transports von Poitiers nach Compiègne am 13.06.1944.
  • 61- Meneyrol Henri (19 Jahre alt), geboren am 18.09.1925. Keine Neuigkeiten seit Compiègne.
  • 60- Menard Gaston (41 Jahre alt), geboren am 11.01.1903. Erschossen von einem Milizionär während des Transports von Poitiers nach Compiègne am 13.06.1944.
  • 63- Migot Georges (21 Jahre alt), geboren am 20.05.1923. Soll im Todeszug verstorben sein.
  • 64- Moinet Pierre Maurice (20 Jahre alt). Getötet in Poitiers am 13.06.1944.
  • 65- Monamy Louis Marie (41 Jahre alt), geboren am 30.08.1903. Verstorben am 25.02.1945 in Neckargerach.
  • 66- Moneger Jean Léonard (33 Jahre alt), geboren am 14.07.1911. Verstorben am 02.07.1944 – Todeszug.
  • 67- Monjanel Léon (42 Jahre alt), geboren am 14.08.1902. Verstorben am 30.10.1944 in Neckarels.
  • 69- Mouly Antoine Marius (39 Jahre alt), geboren am 22.01.1905. Verstorben am 02.07.1944.
  • 70- Neyrat Henri Pierre (19 Jahre alt), geboren am 15.04.1925. Verstorben am 10.05.1945 in Vaihingen.
  • 72- Pajot Lucien (51 Jahre alt), geboren am 05.06.1893. Ohne Neuigkeiten seit Dachau, im Juli 1944.
  • 75- Plas Léopold (29 Jahre alt), geboren am 25.11.1915. Verstorben am 15.12.1944 in Flossembourg.
  • 76- Plas Léon (42 Jahre alt), geboren am 11.05.1902. Verstorben am 13.01.1945 in Flossembourg.
  • 77- Pouradier Aimé (29 Jahre alt), geboren am 04.10.1915. Keine Neuigkeiten seit der Abreise aus Tulle.
  • 78- Priem Albert Maurice (41 Jahre alt), geboren am 24.12.1903. Ohne Neuigkeiten seit Oktober 1944 in Hersbrück.
  • 79- Prieto Joseph (32 Jahre alt), geboren am 09.08.1912. Keine Neuigkeiten seit Hersbrück, im Oktober 1944.
  • 80- Raynouard Serge Léon (21 Jahre alt), geboren am 20.06.1923. Verstorben am 02.07.1944 – Todeszug.
  • 81- Ricono Roger (31 Jahre alt), geboren am 03.07.1913. Keine Neuigkeiten seit Dachau, Ende August 1944.
  • 84- Rougerie René (21 Jahre alt), geboren am 06.11.1923. Ohne Neuigkeiten seit Neuengamme im Dezember 1944.
  • 85- Sagnot Maurice (20 Jahre alt), geboren am 18.03.1924. Keine Neuigkeiten seit Compiègne.
  • 86- Sautet Henri Jean (28 Jahre alt), geboren am 18.06.1916. Soll in Hersbrück verstorben sein.
  • 87- Sellenet Fernand (24 Jahre alt), geboren am 25.12.1920. Verstorben am 02.12.1944 in Hersbrück.
  • 88- Sellenet Pierre (20 Jahre alt), geboren am 10.05.1924. Soll am 03.01.1945 in Flossembourg verstorben sein.
  • 91- Tallet Pierre (22 ans), né le 15/11/1922 – Nom prononcé à la radio en juillet 1945, comme libéré à Odessa, sans nouvelles depuis.
  • 92- Thevenot Robert (18 Jahre alt), geboren am 28.02.1926. Verstorben am 02.07.1944 – Todeszug.
  • 93- Toskici Jean (39 Jahre alt), geboren am 12.02.1905. Laut der Zeitung „Libres“ wurde er in der russischen Zone befreit, keine weiteren Neuigkeiten seitdem.
  • 98- Vidalie Raymond (38 Jahre alt), geboren am 22.09.1906. Verstorben in Hersbrück.
  • 99- Vigne Jean Martial (23 Jahre alt), geboren am 02.03.1921. Verstorben am 14.12.1944 in Hersbrück.

So, insgesamt 72 Deportierte ohne Fotos.

(Die Nummern vor jedem Namen entsprechen der Liste, die in „Le Drame de Tulle“ von A. Soulier erstellt wurde.)